

Schwerer Einschnitt in der gesundheitlichen Versorgung im Kreis Ahrweiler! Die Marienhaus-Gruppe hat heute mitgeteilt, dass sie im Krankenhaus Maria Hilf Bad Neuenahr die stationäre Geburtshilfe (Kreißsaal) zum 5. Dezember 2022 und die stationäre gynäkologische Versorgung zum 16. Dezember 2022 einstellen wird. Somit schließt das letzte Krankenhaus im Kreis Ahrweiler seine Geburtenstation. Laut Internetseite der Klinik werden geburtshilfliche und die gynäkologische Abteilung in Bad Neuenahr jedes Jahr etwa 450 Babys entbunden und rund 1.300 Operationen durchgeführt. In der Mitteilung der Marienhaus-Gruppe heißt es, man sehe sich zu diesem Schritt »aufgrund signifikanter Engpässe beim medizinischen und pflegenden Fachpersonal für die Bereiche Geburtshilfe und Gynäkologie gezwungen«. Die Probleme sind nicht neu. Mitte März hatte die Marienhaus-Gruppe mit einer breit angelegten Medienkampagne versucht, ein neues Ärzte- und Hebammenteam zu werben, da zu diesem Zeitpunkt klar war, dass sich Chefarzt Dr. Josef Spanier und ein Oberarzt die Frauenklinik im Frühsommer in den Ruhestand verabschieden würden.
Bemühungen um frühzeitige Nachfolgeregelungen waren 2021 erfolglos verlaufen. Nach eigener Aussage stellte das durch die Flut beschädigte Image der Region für die Marienhaus-Gruppe eine große Herausforderung dabei dar, qualifiziertes medizinisches und pflegendes Personal zu gewinnen. Mitte Juni verkündete das Unternehmen, in Dr. Haydar Altamini und Hussein Hannan sowohl einen neuen Chefarzt als auch einen neuen Oberarzt gefunden zu haben und dass sie ihre Arbeit zum 1. September 2022 aufnehmen. Nun verkündete die Marienhaus-Gruppe allerdings das Aus von Gynäkologie und Geburtshilfe. Es sei »trotz intensiver Maßnahmen zur Gewinnung neuer qualifizierter Mitarbeitender für die Abteilung, […] nach wie vor äußerst schwierig, Ersatz für ausscheidende oder längerfristig ausfallende Mitarbeitende zu werben«. Die Bemühungen, die Chefarztposition nachzubesetzen und darüber hinaus ein Oberarzt-Team zu gewinnen, seien ebenfalls nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt gewesen.
Auf Nachfrage des WochenSpiegel erklärte eine Sprecherin der Marienhaus-Gruppe, dass der Chefarzt Dr. Haydar Altamini die Stelel auch angetreten habe. Während der Probezeit habe sich aber sowohl für die Klinikleitung als auch für alle Mitarbeitenden des Fachbereichs »sehr deutlich gezeigt, dass jenseits der Papierlage sowohl die fachliche, als auch die soziale Kompetenz nicht unseren Vorstellungen und den berechtigten Wünschen unserer Patientinnen entsprachen«. Eine erneute Chefarzt-Suche sei ohne Erfolg geblieben. (Dieser Absatz wurde im Bericht ergänzt.)
Weiter sagte die Krankenhaus-Sprecherin, dass die Leitende Hebamme Anja Huser die betroffenen Frauen bereits informiert und »behutsam an die Hand genommen« habe, um sie in andere Geburtshilfestationen zu überführen. Mit den umliegenden Kliniken in Bonn sowie Neuwied, die über Fachbereiche für Gynäkologie und Geburtshilfe verfügen und ebenfalls zur Marienhaus-Gruppe gehören, wurde die Übernahme der bereits geplanten stationären Behandlungen und Geburten besprochen. Die betroffenen Patientinnen seien informiert. Nach Ansicht der Marienhaus-Gruppe entsteht »keine Versorgungslücke für die Region Ahr«. Sie verweist auf die Gynäkologien und Geburtshilfen am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn sowie am Klinikum St. Elisabeth Neuwied. Das Team der Elternschule am Krankenhaus Maria Hilf wird Schwangeren und werdenden Eltern weiterhin ihre Begleitung, Beratung und Unterstützung anbieten. Der Belegschaft des Fachbereichs wird es ermöglicht, in anderen Fachbereichen des Krankenhauses Maria Hilf in Bad Neuenahr oder in gynäkologischen sowie geburtshilflichen Abteilungen der Marienhaus Gruppe in Neuwied oder Bonn tätig zu bleiben.
Landrätin Cornelia Weigand äußerte sich zur Schließung in einer ersten Stellungnahme: »Wir sind von der Nachricht der Marienhaus-Gruppe über die Schließung der stationären Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Bad Neuenahr überrascht worden. Damit hatten wir nach den positiven Entwicklungen im Sommer nicht gerechnet. Wir stehen in dieser Angelegenheit im engen Austausch mit der Marienhaus-Gruppe und dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz.«




